Lieferkettenresilienz: 5 Lektionen aus aktuellen globalen Herausforderungen

Während die Globalisierung die Weltwirtschaft so nah zusammengebracht hat wie noch nie zuvor, haben die letzten Jahre gezeigt, wie verwundbar die globalen Lieferketten eigentlich sind. Durch globale Ereignisse, wie die Covid-Pandemie, geopolitische Spannungen und Umweltkatastrophen mussten Unternehmen weltweit ihre Lieferketten anpassen, um die eigenen Produkte weiter verkaufen zu können. 

Diese Erfahrungen haben wertvolle Lektionen zu Tage gefördert, die Unternehmen im Hinblick auf die Zukunft dabei helfen können, die eigenen Lieferketten widerstandsfähiger zu gestalten. Im Rahmen dieses Artikels wollen wir deshalb einen genaueren Blick auf fünf dieser wichtigen Lektionen werfen und erklären, warum sie für jedes weltweit agierende Unternehmen von entscheidender Bedeutung sind. 

Diversifizierung der Lieferquellen

Die Diversifizierung der Lieferquellen ist in den letzten Jahren und durch die beschriebenen Herausforderungen immer weiter in den Fokus gerückt. Sei es der Chipmangel, der unter anderem durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde, und dazu geführt hat, dass zahlreiche Unternehmen weltweit die Produktion der eigenen Geräte zurückschrauben mussten. Ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit der Lieferquellen-Diversifizierung ist der Mangel an Öl und Gas, der zahlreiche Unternehmen in Deutschland betroffen hat, als der Ukraine-Krieg ausgebrochen ist. 

Um das zu verhindern, sollten produzierende Unternehmen aller Art dafür sorgen, dass die eigenen Lieferquellen stets diversifiziert sind und damit auf mögliche Ausfälle der Lieferanten, wie etwa bei Naturkatastrophen, Kriegen oder politischen Spannungen, die eigenen Produktion nicht beeinträchtigt wird. 

Um das zu erreichen, können Unternehmen folgende Strategien befolgen:

Mehr Lieferanten

Dank der Erhöhung der Anzahl an Lieferanten können unterschiedliche geografische Regionen genutzt werden, um das Ausfallrisiko zu verringern.

Lokale Beschaffung

Lokale und regionale Rohstoffe können dabei helfen, internationale Störungen und Spannungen zu vermeiden.

Langfristige Partnerschaften

Mithilfe stabiler Beziehungen und einem Vertrauensverhältnis zu den eigenen Lieferanten können Unternehmen sicherstellen, dass sie selbst in schwierigen Zeiten priorisiert werden.

Dank dieser Strategien können Unternehmen bereits einen wichtigen Schritt in Richtung Lieferkettenresilienz machen. Allerdings gibt es noch weitere Möglichkeiten, die sie nutzen können, auf die wir nachfolgend näher eingehen.

Digitale Transformation und Transparenz

Dank der Digitalisierung der eigenen Lieferkette und der Nutzung von modernen Technologien kann die Erhöhung dieser ebenfalls erhöht werden. Hierbei kann beispielsweise eine Echtzeit-Transparenz der gesamten Lieferkette geschaffen werden, um frühzeitig und kurzfristig auf Veränderungen eingehen zu können. 

Hiermit können Lieferkettenprobleme im Idealfall bereits vor Auftreten vermieden werden. Wichtige digitale Werkzeuge, die Unternehmen in dieser Hinsicht unterstützen können, sind:

Supply-Chain-Management-Systeme (SCM)

Dank dieser Systeme können Unternehmen eine durchgängige Überwachung der eigenen Lieferkette sicherstellen. 

Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen

Dank der Nutzung von KI können Anomalien und Trends bereits frühzeitig erkannt und proaktive Massnahmen ergriffen werden. 

Blockchain

Dank der Blockchain kann eine bessere Verfolgbarkeit der Produkte sichergestellt werden. Das hilft dabei, fehlerhafte oder fehlende Chargen auszumachen und dafür zu sorgen, dass ein stetiger Fluss der benötigten Produkte sichergestellt werden kann. Walmart nutzt die Blockchain beispielsweise, um frühzeitig über zukünftige Lieferungen von Obst und Gemüse Bescheid zu wissen und die eigene Planung zu verbessern.

Diese technischen Verbesserungen machen einen weiteren Schritt in Richtung resiliente Lieferketten aus. Allerdings muss es nicht immer nur die Technologie sein, die Unternehmen dabei hilft, cleverer zu planen. 

Nachhaltigkeit als Schlüssel zur Resilienz

Nachhaltigkeit ist schon lange kein rein ethisches Anliegen mehr, sondern spielt auch eine zunehmende grössere Rolle bei der Resilienz von Lieferketten. Dank nachhaltiger Lieferketten kann die Anzahl der möglichen Störfaktoren stark reduziert werden, was für eine langfristige Stabilität sorgt. 

Wichtige nachhaltige Praktiken in der Lieferkette eines Unternehmens sind dabei:

Energieeffizienz

Dank des Einsatz energieeffizienter Materialien können Kosten gesenkt und die Abhängigkeit von instabilen Energiequellen verringert werden. Google und Apple setzen zum Beispiel beide vermehrt auf nachhaltige Energiequellen, um sicherzustellen, dass sie vom öffentlichen Stromnetz unabhängig sind. 

Nachhaltige Materialien

Mithilfe nachhaltiger Materialien kann die Versorgungssicherheit verbessert und die Abhängigkeit von knappen Ressourcen verringert werden. Sonos setzt etwa auf nachhaltige Papp-Kartons aus recyceltem Karton, um damit den eigenen CO2-Fussabdruck zu reduzieren und dafür zu sorgen, dass das Unternehmen nicht mehr auf lange Lieferketten angewiesen ist.

Dank einer gesteigerten Nachhaltigkeit können Lieferketten resilienter gestaltet werden. Darüber hinaus gibt es aber auch noch weitere Faktoren, die entscheidend sind.  

Flexibilität und Agilität

Durch die sich immer schneller drehende Welt und die zunehmende Vernetzung müssen Unternehmen immer flexibler und agiler werden, um mit neuen Herausforderungen mithalten zu können. 

Um eine grössere Agilität und Flexibilität in der Lieferkette erreichen zu können, sollten Unternehmen deshalb folgende Punkte in Betracht ziehen:

Flexibles Produktionsdesign

Dank eines flexiblen Produktionsdesigns können Unternehmen die eigenen Produkte bei Lieferproblemen anpassen und damit umgehen.

Agile Beschaffungsstrategien

Durch eine grössere Flexibilität in der Beschaffung können Unternehmen schneller auf alternative Lieferanten umsteigen und sind damit unabhängiger von einzelnen Lieferanten.

Szenarienplanung

Mithilfe einer durchdachten Szenarienplanung können Unternehmen Pläne entwickeln, um schneller auf unterschiedliche Entwicklungen des Marktes reagieren zu können. 

Eine gesteigerte Flexibilität und Agilität hilft Unternehmen dabei besser und schneller auf Veränderungen in der eigenen Lieferkette einzugehen und Störungen zu vermeiden. Falls es jedoch zu einer Krise kommt, hilft Unternehmen der folgende Schritt. 

Krisenmanagement und Widerstandsfähigkeitsplanung

Das Auftreten der jüngsten globalen Krisen zeigte deutlich, wie wichtig es ist, dass Unternehmen auf Krisen zeitnah und möglichst umfassend reagieren können. Das bedeutet, dass Unternehmen im Idealfall auf das Unerwartete vorbereitet sein müssen oder zumindest über einen Plan verfolgen, der diesen dabei hilft schnell und effektiv eine Strategie zu entwickeln. 

Best Practices hierfür sind:

Risikobewertung

Unternehmen sollten dauerhaft über potenzielle Risiken und Schwachstellen in der eigenen Lieferkette Bescheid wissen und diese bewerten. Das erhöht die Chance, auftretende Probleme früher zu entdecken. 

Notfallpläne

Mithilfe von Notfallplänen können Unternehmen die Schäden in der Lieferkette minimieren und den normalen Betrieb wiederherstellen. 

Kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung

Dank einer kontinuierlichen Überprüfung und Verbesserung können Unternehmen die eigenen Strategien an sich verändernde Bedingungen anpassen und sich damit besser auf mögliche Störfälle vorbereiten. 

Fazit

Global agierende Unternehmen müssen heutzutage auf Vieles vorbereitet sein. Wie die Krisen, Konflikte und Kriege der letzten Jahre gezeigt haben, kann es innerhalb weniger Wochen oder Monaten zu weitreichenden Lieferschwierigkeiten über unterschiedliche Branchen hinweg kommen. Dementsprechend sollten Unternehmen stets daran arbeiten, die eigenen Lieferketten zu diversifizieren, digitalisieren und nachhaltiger zu gestalten. Darüber hinaus helfen auch eine gesteigerte Agilität sowie das eigene Krisenmanagement, um selbst im Ernstfall ausreichend vorbereitet zu sein.

Wenn Unternehmen diese Aspekte gewährleisten und kontinuierlich überarbeiten können, können sie sich nicht nur resilient gegenüber Störfällen in der eigenen Lieferkette aufstellen, sondern auch einen erheblichen Wettbewerbsvorteil erzielen.