Viele Unternehmen sind stark auf eine effiziente Beschaffung angewiesen. Das benötigte Material allerdings ohne Strategie oder Expertenwissen einzukaufen, kann grosse Auswirkungen auf den Umsatz und den Gewinn haben. Von daher gewinnt die Position von technischen Einkäufer:innen in Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Wobei der Begriff «Einkauf» der verantwortungsvollen Aufgabe nicht wirklich gerecht wird …
DIE BEDEUTUNG DES TECHNISCHEN EINKAUFS
Die Beschaffung von technischen Geräten wie Anlagen und Maschinen oder der Kauf von Rohstoffen und mechanisch bearbeiteten Materialien – für viele Unternehmen ist das existenziell. Noch mehr, wenn man dabei die Kosten im Griff haben oder optimieren möchte. Technische Einkäufer:innen nehmen hierbei im Unternehmen eine ganz besondere, wichtige Position ein.
Ihr Können hat direkten Einfluss auf das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Produktes, ihr Verhandlungsgeschick wirkt sich auf die Gewinnmaximierung aus und sie sorgen für einen reibungslosen und effektiven Ablauf im Unternehmen selbst.
DIE AUFGABEN VON TECHNISCHEN EINKÄUFER:INNEN
Wer den technischen Einkauf mit reinen Bestelltätigkeiten gleichsetzt, beschreibt das Berufsbild nicht einmal annähernd. Direkt an der Schnittstelle zum technischen Unternehmensbereich und zum Lieferanten angesiedelt, ist der oder die Einkäufer:in für die Marktanalyse, Angebotsvergleich, Preisverhandlungen, die Beschaffung selbst und die Betreuung von Lieferant:innen und Dienstleister:innen verantwortlich.
Darüber hinaus erfordert eine Position im technischen Einkauf die Sicherstellung der Materialverfügbarkeit von Prototypen bis Serienbestellungen und die Lagerbestandsüberwachung. Technische Einkäufer:innen bringen komplexes Wissen zu den jeweiligen Produkten mit – wie auch zum Herstellungs- und Einkaufsprozess – und haben mit ihrer Expertise direkten Einfluss auf das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Produkts. Immer mit dem Ziel, den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen und letztendlich auch auszubauen.
DIESE KOMPETENZEN BRINGEN TECHNISCHE EINKÄUFER:INNEN IM BESTEN FALL MIT:
Man kann es nicht leugnen: Technische Einkäufer:innen müssen ein hohes Mass an technischem Verständnis für die entsprechende Warengruppe mitbringen. Trotzdem zeichnet sich der Beruf als technische:r Einkäufer:in durch ein hohes Mass an Kreativität und ein sehr breites Spektrum an Anforderungen in den verschiedensten Disziplinen aus. Technische Einkäufer:innen sind fast schon Alleskönner:innen.
Im besten Fall bringt man ein solides Basiswissen in Ingenieurwissenschaften mit. Ausserdem gehört das Lesen und Verstehen von technischen Zeichnungen oft zur Grundvoraussetzung. Und wer zuvor schon CNC-Maschinen programmiert hat oder selbst an der Dreh- und Fräsmaschine stand ist klar im Vorteil.
Dazu gesellen sich Fähigkeiten wie betriebswirtschaftliches Verständnis für Kalkulationen, Kenntnisse im Umgang mit ERP-Systemen, EVD-Kenntnisse und natürlich eine besondere Begabung für Preisverhandlungen, Zahlungsbedingungen und Lieferkonditionen.
Da die Beschaffung der Produkte oft global erfolgt, sind verhandlungssicheres Englisch, Reisebereitschaft und juristische Grundkenntnisse für die Aushandlung von Verträgen unabdingbar.
SOFT SKILLS
In Sachen «Soft Skills» ist es ideal, wenn Personen aus dem Bereich des technischen Einkaufs eine besondere Detailverliebtheit für Herstellungsverfahren von bestimmten Produkten, Sensibilität und Wissen rund um die Warengruppe und ein ausserordentliches Qualitätsbewusstsein mitbringen. Wichtig sind ausserdem Persönlichkeitsmerkmale wie:
- Kommunikations- und Teamfähigkeit – Freude an einem permanenten und intensiven Austausch mit Kund:innen, Lieferanten und Kolleg:innen
- Ein hohes Mass an Organisationstalent und Eigeninitiative
- Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen
- Durchsetzungsvermögen
DIESE AUSBILDUNGEN SIND FÜR TECHNISCHE EINKÄUFER:INNEN VON VORTEIL:
Gleich vorweg: Eine klassische Ausbildung zum oder zur technischen Einkäufer:in gibt es (noch) nicht. Was aber alle gemeinsam haben, die in diesem Bereich Fuss fassen möchten oder bereits darin Karriere machen, ist ein ausgeprägtes technisches und betriebswirtschaftliches Interesse und Wissen. Von daher empfiehlt sich als Grundlage immer eine Lehre, die beide Aspekte – also das Kaufmännische und das Technische – miteinander kombiniert. Diese kann mit einem Studium ergänzt werden. Grundsätzlich bieten sich folgende Ausbildungen an, die den Weg in den technischen Einkauf ebnen können:
- Technische Lehre bzw. Ausbildung inklusive Weiterbildung (zum Beispiel Einkaufsfachfrau/-mann mit eidg. Fachausweis)
- Ein abgeschlossenes technisches oder betriebswirtschaftliches Studium
- Gute Erfolgsaussichten bietet ein Studium der Wirtschaftsingenieurwissenschaften
DIE GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNGEN IM TECHNISCHEN EINKAUF
Qualitativ erstklassige Produkte in der richtigen Menge und zum herausragenden Preis zu beschaffen: Das sind wohl die grössten Herausforderungen, denen sich technische Einkäufer:innen stellen müssen. Das erfordert nicht nur Erfahrung, Wissen und Organisationstalent, sondern auch Resilienz. Denn Stress ist vorprogrammiert: Lieferengpässe, Ausfälle bei Lieferant:innen, Marktveränderungen … oft macht es Sinn, sich mit Zweit- und Drittlieferant:innen abzusichern.
Mehr und mehr wächst auch die Bedeutung externer Einflüsse, die den eigenen Arbeitsbereich tangieren. Zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit. Einkäufer:innen tragen nicht nur Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens, sondern auch für die Umwelt. Aus diesem Grund gilt der Produktion und dem Produktionsablauf ein besonderes Augenmerk und es sollte sichergestellt werden, dass Zulieferer die Compliance und Regulierungsstandards des beauftragten Produkts einhalten.
Neben Nachhaltigkeit und Resilienz spielt on top die Digitalisierung eine wesentliche Rolle: Durch sie können die Beschaffung einerseits und automatische Kontrollen andererseits deutlich optimiert werden.
LOHNT ES SICH, TECHNISCHE:R EINKÄUFER:IN ZU WERDEN?
Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: Ja! Abwechslung, Flexibilität und Kreativität geben sich in diesem Beruf die Hand. Hier vereint sich auf ideale Weise technisches und kommerzielles Know-how – und das in einem oft internationalen Aufgabengebiet. Zusätzlich sorgt der oder die technische Einkäufer:in für die Gewinnmaximierung des Unternehmens, trägt zur Sicherheit der Arbeitsplätze bei und ist permanent gefordert, sich weiterzubilden, um möglichst immer die optimale Beschaffungsstrategie zu finden.
SO FINDEN SIE DAS PASSENDE UNTERNEHMEN:
Generell kann man sagen, dass ein:e technische:r Einkäufer:in viel Verantwortung trägt und einen nicht geringen Einfluss auf den Unternehmenserfolg hat. Dies führt in der Regel dazu, dass diese Stellen angemessen vergütet werden. In der Schweiz sprechen wir hier von einem durchschnittlichen Verdienst zwischen 90’000 – 98’000 Franken. Selbstverständlich ist dieser Wert abhängig von der Branche.
Die wichtigsten Kriterien, nach denen ein Unternehmen als Arbeitgeber:in ausgesucht werden sollte, ist die Branche, in der man sich selbst wiederfinden möchte. Je gezielter man die eigenen Kenntnisse einsetzen kann, desto sicherer bewegt man sich im Job und desto gefestigter ist die eigene Position. Zusätzlich sollte man sich stets für ein Unternehmen entscheiden, das gute Weiterbildungsmöglichkeiten bietet. Gerade in einer sich permanent wandelnden, globalisierten Welt verändern sich parallel dazu die Anforderungen zur Produktbeschaffung und die Herstellungsarten.
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