Marktdaten checken, Meetings führen, Vertragsverhandlungen leiten, Rohstoffe und Energie beschaffen, Planung aufsetzen… Die Liste an Tätigkeiten, die ein:e Global Purchaser ausführt, ist lang. Aber welche Verantwortung liegt jetzt genau im globalen Einkauf?
Der Beruf des Global Purchasers ist dem eines technischen Einkäufers fast gleich. Die oder der Global Purchaser ist aber für den weltweiten Einkauf zuständig und verantwortet daher nicht nur die eigene Warengruppe, sondern auch die Koordination der Einkaufsteams der verschiedenen Standorte eines Unternehmens. Zum Aufgabenbereich des technischen Einkäufers kommen in einer globalen Verantwortung also insbesondere die Koordination von Teams verschiedener Kulturen sowie die gesamtheitliche Planung dazu.
Wir sprachen mit Marco Zimmermann, Global Purchaser bei der DGS Druckguss Systeme AG, einem internationalen Hersteller von hochwertigen Druckgusskomponenten. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in St. Gallen, betreibt aber insgesamt fünf Standorte in der Schweiz, in Tschechien und in China. Im Interview erzählte uns Marco Zimmermann, welche spannenden Herausforderungen er in seinem Beruf antrifft und wieso er gerne tut, was er als Global Purchaser eines internationalen Unternehmens eben zu tun hat.
Marco, welche Verantwortung übernimmst du als Global Purchaser bei der DGS?
«Die DGS führt in jedem Land, in dem sie ansässig ist, eine eigene Einkaufsabteilung. Meine Aufgabe ist es, Synergien der verschiedenen Einkaufsabteilungen zusammenzuziehen und zu nutzen. Also aus eben dieser internationalen Aufstellung das Optimum für jeden Standort herauszuholen.»
Und wie können wir uns das vorstellen?
«Ich gebe ein Beispiel: Die Warengruppe, für die ich zuständig bin, umfasst Rohstoffe, Investments und Energie. Hier ist es ein enormer Vorteil, sich in einem internationalen Rahmen bewegen zu können. Durch den grossen Bedarf, der sich über alle Standorte ergibt und die Opportunität, weltweit einkaufen zu können, erzielen wir bessere Konditionen am Markt. Sprich: Wir können zum Beispiel Rohstoffe, die wir in der Schweiz brauchen, über unseren lokalen Einkauf in China beziehen. Dadurch haben wir deutlich mehr Flexibilität im Einkauf.»
Wie setzt sich dein Aufgabenbereich konkret zusammen?
«Dazu gehört sicher das Koordinieren der Einkaufsteams global, aber auch die langfristige Planung. Schliesslich liegt es an uns, eine Marktstrategie zu entwickeln, weshalb es zentral ist, den eigenen Bedarf zu kennen und abschätzen zu können.
Das schliesst mit ein, die Lieferketten auch in unsicheren Zeiten aufrecht zu erhalten, um den Fluss in der Produktion zu gewährleisten. Und gerade in unserer Branche – die DGS beliefert hauptsächlich die Automobilindustrie – ändert sich der Bedarf stetig. Diese Schwankungen müssen in der Planung unbedingt berücksichtigt werden.
Hinzu kommt die Zuständigkeit über Verhandlungen mit Lieferanten und den eigentlichen Einkauf in der entsprechenden Warengruppe.»
Welche Herausforderungen stellen sich dir im Berufsalltag?
«Momentan stehen sicher die Bedarfsabschätzungen an erster Stelle. Wir bewegen uns derzeit in einem Umfeld von sehr volatilen Bedarfen, die schwer zu prognostizieren sind. Zudem sehen wir uns mit starken Preiserhöhungen konfrontiert, nicht zuletzt auch infolge der Pandemie und des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine.
Hier geht es darum, primär die Interessen des Unternehmens durchzusetzen. Und nicht zuletzt braucht es ein gutes Bauchgefühl sowie eine solide Datenbasis, um abschätzen zu können, wie sich der Markt, die Produktion und die Lieferanten verhalten.»
Welche Kompetenzen muss man für den Job in deinen Augen also unbedingt mitbringen?
«Wichtig ist, dass man komplexe Sachverhalte versteht. Man muss weit vorausdenken können und sich jederzeit überlegen, was potenzielle Auswirkungen einer Handlung sein können. Also zum Beispiel: Wenn ich die Lieferbedingung ändere, was bedeutet das für die Lieferorte?
Ausserdem sollte man als Global Purchaser fliessend Englisch sprechen und eine extrovertierte Art mitbringen. Schliesslich ist man täglich in Kontakt mit anderen Menschen, sei es das Team oder die Lieferant:innen. Das erfordert Empathie und auch Durchsetzungswille.»
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Welche Ausbildung empfiehlst du, um ideal vorbereitet zu sein?
«Grundsätzlich befürworte ich, zuerst eine Ausbildung zu machen und Berufserfahrung zu sammeln, um den operativen Einkauf kennenzulernen. Das ist enorm wichtig, um ein gewisses Systemverständnis zu erlangen und elementare Prozessabläufe zu verstehen. Danach lohnt sich ein Studium, das auf den Grundlagen aufbaut und das analytische Verständnis vertieft. Ausserdem rate ich für die Zusammenarbeit im internationalen Rahmen dazu, die eigenen Kenntnisse in Fremdsprachen kontinuierlich zu verbessern.»
Was macht den Beruf als Global Purchaser besonders spannend?
«Für mich ist das ganz klar der Wandel. Früher hat sich der Preis für Strom beispielsweise über einen Monat um zwei Franken pro Megawattstunde nach oben oder nach unten bewegt. Heute ist das viel extremer, was einem ermöglicht, mit der richtigen Strategie viel Geld für das Unternehmen zu gewinnen – oder schlimmstenfalls zu verlieren.
Zudem schätze ich den Kontakt mit all meinen Kolleg:innen extrem. Es ist spannend, in einem multikulturellen Umfeld zu arbeiten und verschiedene Kulturen kennenzulernen.»
Welche Chancen hat dir deine Berufswahl eröffnet?
«Ich habe das grosse Glück, in noch jungem Alter eine Position ausführen zu dürfen, die normalerweise eher langjährigen Mitarbeitenden zusteht. Ich bin mit Sicherheit an dem Beruf gewachsen und konnte mich menschlich stark weiterentwickeln. Als besondere Chance erkenne ich, hinter viele Kulissen blicken zu können; gerade innerhalb der Warengruppe, in welcher meine Zuständigkeit liegt. Und ich konnte bereits zahlreiche spannende Kontakte rund um den Globus knüpfen, von denen ich weiter unglaublich viel über ihre Kultur und Geschäftsprozesse lerne.»
Was sind deine drei top Tipps für angehende Global Purchasers?
«Es ist wichtig, dass man nicht nur auf sich selbst hört. Man sollte vom Erfahrungsschatz anderer Gebrauch machen und insbesondere auch zu Beginn der Karriere die Meinungen und Inputs der Kolleg:innen ernst nehmen.
Ausserdem: Knausrigkeit ist in diesem Job fehl am Platz. Es geht nicht darum, jeden Franken umzudrehen, sondern darum, neue Partnerschaften aufzubauen, die langfristig erfolgreich funktionieren können.
Und fast am wichtigsten ist es, einen Ausgleich zu finden. Im globalen Einkauf steht die Zeit nie still, es ist immer irgendwo Tag und Geschäftszeit. Deshalb muss man als Global Purchaser lernen, loslassen zu können und sich nicht zu sehr einnehmen zu lassen.»
ZUR PERSON
Marco Zimmermann ist seit sechs Jahren im Einkauf tätig und seit gut drei Jahren auch im globalen Einkauf unterwegs. Angefangen hat für ihn alles mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem Stadtwerk in Deutschland, wo er auch zum ersten Mal im Einkauf gearbeitet hat. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung sowie dem Abschluss des Wirtschaftswirts hat Marco 2021 die Stelle bei der DGS Druckguss Systeme AG angetreten und wird zum 01.09.2022 die Leitung des Globalen Einkaufs übernehmen. TOM PARKER durfte Marco die Anstellung bei seinem aktuellen Arbeitgeber vermitteln.
Was Marco Zimmermann über TOM PARKER sagt:
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