Frauen im Einkauf – wie steht es um die Minderheit der Branche?

Bevor das Thema Gender Diversität in der Wirtschaft abgehakt ist, wird wohl noch viel Zeit vergehen. Das Procurement macht da keine Ausnahme. Es wird schon einiges in Richtung Empowerment unternommen, laufend bilden sich im Einkauf der D-A-CH-Region neue Communities aus Frauen, die sich gegenseitig unterstützen. Auch Unternehmen machen erste Schritte in Richtung spezifische Förderung von Frauen in der Branche. Und der Gesetzgeber hilft dabei ebenfalls: Seit Januar 2021 wurde z.B. in der Schweiz ein Geschlechterrichtwert von 20 Prozent in den Geschäftsleitungen im Aktienrecht gesetzlich verankert. Ein Jahr später hat die Frauenquote der neuen Topkader-Jobs in Schweizer SMI-Firmen 40 Prozent erreicht. Das zeigt eine Studie der „Sonntagszeitung“. Somit ist der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen innerhalb eines Jahres von 13 auf 19 Prozent gestiegen.

Wie sieht es konkret bei den Top-Positionen im Procurement aus? Es zahlt sich aus, sich über neue Entwicklungen zu informieren und die eigenen Möglichkeiten und Potenziale als Frau im Einkauf einzuschätzen.

Wie stark sind Frauen in diesem Beruf repräsentiert?

Diversity Management bleibt in vielen Unternehmen ein Schlagwort. Die tiefe Frauenquote verbessert sich langsam, aber es besteht weiterhin hoher Nachholbedarf im Einkauf. Firmen, die ihre Prozesse jedoch optimieren möchten und die Digitalisierung als die Zukunft des Procurements sehen, setzen immer mehr auf Frauen im Einkauf.

Quelle: https://www.awesomeleaders.org / Gartner 2019

Im Jahr 2019 waren fast 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten in Supply Chain Organisationen weiblich. Allerdings besetzten nur 20 Prozent davon Stellen in der oberen und mittleren Führungsebene oder schafften es bis zum Direktorsposten. Nach dem von Gartner veröffentlichte Bericht „Achieving Women’s Excellence in Supply Chain Operations, Management and Education“ (AWESOME) sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert.

Nichtsdestotrotz haben sich laut dieser Studie die Karrierechancen bei Frauen im Einkauf in den letzten Jahren stets verbessert. Die weibliche Präsenz in den Entscheidungsebenen nimmt nachhaltig zu. Dies weil Frauen, die auf niedrigen Ebenen eingestiegen sind, immer öfter ein interner Aufstieg ermöglicht wird.

Besonders sticht die Tatsache heraus, dass 28 Prozent aller Vizepräsident:innen im 2019 Frauen waren. Ein Sprung von 8 Prozent in nur einem Jahr zeigt deutlich, dass diese Entwicklung kein Zufall ist. Es gibt immer mehr Weiterbildungsmöglichkeiten und Förderprojekte, durch die man professionelle Fähigkeiten verstärken und entwickeln kann, um sich bewusst und gezielt auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten. Durch flexiblere Arbeitsmodelle und die zeitliche Ermöglichung von Weiterbildungen für Frauen, kommen die Unternehmen ihnen schon einen Schritt entgegen.

Deutschland geht hier ausserhalb der Arbeitgeber-Landschaft als Vorbild voraus: Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) hat in Deutschland eine Fachgruppe „Frauen im Einkauf“ gegründet, die sehr aktiv ist. Die Gruppe unterstützt Frauen aus allen Funktionsstufen dabei, sie für ihren fordernden Berufsalltag in der Beschaffung zu befähigen. Das erfolgt zum Beispiel über Mentoring-Programme, bei denen erfahrene Kolleginnen ihr Wissen weitergeben.

Da ein Netzwerk im Einkauf das A und O ist, werden zwischenzeitlich auch in der Schweiz Networking-Events spezifische für Frauen organisiert. Der Anlass für die neue Gruppe „Frauen im Einkauf“ des Schweizer Fachverbands procure.ch hat auch unter Pandemiebedingungen stattgefunden, in Form eines „Networking und Wine“-Online-Events.

In welchen Branchen und Unternehmen sind Frauen im Einkauf vertreten?

Frauen sind wertvolle Mitarbeiterinnen, sowohl in strategischen als auch im operativen Einkauf über alle Branchen und Unternehmen hinweg. Eine Studie zeigt, dass die Frauenquote auch in eher Männer-dominierten Branchen wie dem Supply Chain Management in Industrie und Handel langsam, doch stetig wächst: 17 Prozent der derzeitigen Chief Supply Chain Officers (CSCOs) sind weiblich – das sind 6 Prozentpunkte mehr als im 2019.

Berufe im Einkauf scheinen für Frauen besonders geeignet, weil sie ein abwechslungsreiches und vielseitiges Arbeitsumfeld mit viel Verantwortung bieten, in welchem man ein hohes Mass an Flexibilität unter Beweis stellen kann. Dazu werden in der letzten Zeit gezielte Weiterbildungsangebote z. B. zu den Themen Verhandlungstechnik und Gesprächsführung für Frauen im Einkauf angeboten.

Welche Positionen im Einkauf üben Frauen meistens aus?

Im operativen Einkauf sind Frauen besonders stark tätig. Man findet jedoch viele Erfolgsgeschichten von Frauen, die im Procurement verschiedene Stellen innehaben. Es gibt keine Grenzen – eine Frau kann als Operative Einkäuferin, Strategische Einkäuferin, Lead Buyer/Commodity Managerin, Projekteinkäuferin, Supply Chain Managerin, Einkaufsleiterin oder sogar Chief Procurement Officer (CPO) tätig sein.

Im Einkauf gilt genauso die Regel, dass Mitarbeitende mit einem höheren Abschluss generell mehr verdienen. Ein Studium lohnt sich demnach auf jeden Fall. Auch ein Diplom ist nach wie vor hoch angesehen und wird mit einem guten Gehalt honoriert. Es gibt auch Diplom-Studiengänge im Maschinenbau, in der Verfahrenstechnik sowie für Bauingenieure, nach denen man im Anschluss im technischen Einkauf ganz gut verdienen kann.

Verdienen Frauen im Einkauf gleich viel wie Männer?

Wie auch in anderen Branchen und Berufen besteht im Einkauf immer noch ein gravierender Gender-Pay-Gap. Der Kloepfel-Gehaltsreport von 2021 legt ein Gehaltsunterschied von bis 35 Prozent zugunsten der männlichen Kollegen im Einkauf dar. Die Ungleichheit zieht sich durch sämtliche Positionen: Supply Chain Manager verdienen ca. 18 Prozent mehr als Supply Chain Managerinnen, Projekteinkäufer sogar ca. 36 Prozent mehr als Projekteinkäuferinnen.

Aktuell wird immer mehr Transparenz bezüglich Löhnen geschaffen, sodass Ungleichheiten aufgedeckt und unter anderem bei Frauen eine bessere Verhandlungsbasis geschaffen wird. Von der effektiven Gleichstellung scheinen wir aber noch ein grosses Stück entfernt zu sein.

Warum sollten Frauen stärker im Einkauf tätig sein?

Nach dem AWESOME-Bericht haben rund 200 Unternehmen die Vorteile weiblicher Präsenz in Schlüsselpositionen in dem Bereich erkannt. Unter den positiven Auswirkungen einer höheren Frauenquote im Einkauf zählen zusätzliche Einsparungen, eine deutlich erhöhte Effektivität und eine spürbar gesteigerte Innovationskraft. Die konsequente Umsetzung der Diversität bei der Anstellung von kaufmännischen Mitarbeitenden wurde als die vielversprechendste Personalpolitik im Bereich Einkauf genannt und daher als erfolgreichste Formel für das Procurement jedes Unternehmens für die Zukunft bezeichnet.

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